Back to Uni: vom Biertrinken und der Frage nach dem Gehalt
Das Jahr fing für mich einmal wieder sehr kurzweilig an: Ich war zu Besuch bei Studierenden der Kommunikationswissenschaft an der Uni Hohenheim. Also dort, wo ich selbst studiert habe. Mein ehemaliger Professor Wolfgang Schweiger hatte mich in seine Ringvorlesung „Kommunikationsberufe“ eingeladen. Ein schöner Anlass, um einmal mehr auf Tuchfühlung mit Studierenden zu gehen, die potenzielle Kolleg*innen von morgen sind.
Ich mag diese Gastvorträge – das muss ich vorwegsagen. Egal, ob ich vor Studierenden der (Wirtschafts-)Psychologie, Medien- oder Kommunikationswissenschaft vorgetragen habe: Die angehenden Akademiker freuen sich immer, wenn jemand aus der Praxis etwas erzählt. Vielleicht, weil mehr Geschichten und persönliche Ansichten erzählt werden und man nicht ständig mitschreiben muss. Vielleicht aber auch, weil man dort Methoden kennenlernt, die nicht auf dem Curriculum stehen. So geht es mir häufig, wenn ich das Berufsfeld Marktforschung vorstelle: Ich gebe zwar einen Abriss über die Marktforschung als Ganzes – der Schwerpunkt liegt dann aber immer auf der qualitativen und der Social-Media-Forschung. Diese Methoden sind nicht nur der Tätigkeitschwerpunkt von Q, sondern auch von mir.
Mit der qualitativen Forschung muss man sich in den meisten Studiengängen erst einmal mit einer gewissen Skepsis auseinandersetzen. Nicht verwerflich, denn in den sozialwissenschaftlichen Studiengängen dominiert nun einmal ein quantitatives Dogma. Qualitative Forschung ist für die meisten Studierenden etwas, das sie noch nie selbst durchgeführt haben. Man kennt es aus der Methoden-Vorlesung, wo es häufig nur geringe Aufmerksamkeit erfährt. Sobald man jedoch aus dem Alltag eines Quali-Forschenden erzählt, ist einem die Begeisterung und Aufmerksamkeit der Studierenden sicher: Oder welche*r Professor*in kann schon einmal Anekdoten darüber erzählen, wie es ist, eine Studie durchzuführen (wir nennen das ethnographische Erforschung der Lebenswelt), bei der man mit den Teilnehmenden abends in der Kneipe trinken geht? K.O.-Sieg für qualitative Methoden!
Spricht man über Social-Media-Forschung, so stößt man hingegen gleich auf offene Ohren. Auch wenn diese weitgehend unbekannt ist – noch unbekannter als qualitative Methoden! – so ruft zumindest der Begriff „Social Media“ immer gleich ein Funkeln in die Augen. Dass man auch in Zeiten von Big Data und KI noch Forscher*innen braucht, die mitdenken und explorieren, mag manche*n überraschen. Aber zu sehen, wie man digitale Tribes im Web abbilden und erforschen kann, begeistert Studierende immer wieder. Obwohl dahinter auch ganz viel „klassische“ Forschungsarbeit liegt.
So geht eine Vorlesung oft sehr schnell vorbei. Die Studierenden sind ihre Fragen los geworden (z.B. „Wie kommen Sie denn an die Teilnehmenden ran?“, „Wie lange dauert so ein Projekt?“) und haben gleichzeitig auch ganz viele neue entwickelt („Wenn man das ganze Web zu einem Thema erfassen möchte, dann muss man ja aufpassen, dass es keine blinden Flecken gibt!“). Am Ende muss ich immer schmunzeln: Vor lauter Fragen zu Studien, Rekrutierung, Methoden und der Möglichkeit, ein Praktikum zu absolvieren, fragt nur ganz selten jemand einmal: „Was verdient man eigentlich in der Marktforschung?“. Ob das für die Marktforschung spricht? Ich denke schon!
Mareike Oehrl
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